Lexikon

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Abschiebung
Zwangsweise Durchsetzung der Ausreisepflicht eines Ausländers. Die Abschiebung darf laut Genfer Flüchtlingskonvention nicht in einen Staat erfolgen, der den Flüchtling mit dem Tod bedroht oder ihn wegen seiner Rasse, Religion oder politischen Überzeugung verfolgt.
 
Akkulturation
Übernahme von Elementen einer anderen Kultur (z.B. Ideen, Wörter, Wertvorstellungen, Normen, Verhaltensweisen, Herrschaftsverhältnisse, Institutionen, Techniken, Produkte) durch Einzelpersonen, Gruppen und Schichten der eigenen Kultur.
 
Alliierter Kontrollrat
Der Alliierte Kontrollrat war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das oberste Regierungsorgan der Besatzungsmächte in Deutschland und bestand aus den vier Oberbefehlshabern der Besatzungsarmeen. Er trat am 30. Juli 1945 erstmalig zusammen. Die im Potsdamer Abkommen festgelegten Ziele wurden vom Alliierten Kontrollrat in Proklamationen, Gesetzen und Befehlen umgesetzt, die dann in den jeweiligen Besatzungszonen gültig wurden.
 
Anatolien
Region im Gebiet der heutigen Türkei. Begrenzt wird Anatolien im Norden durch das Schwarze Meer, im Süden und Westen durch die Ägäis und das östliche Mittelmeer, im Osten durch den Azerischen Kaukasus. Historisch war Anatolien durch eine Vielfalt verschiedener ethnischer Gruppen gekennzeichnet, so Türken, Kurden, Griechen, Armenier usw.
 
Antisemitismus
Ideologie der Judenfeindschaft, wörtlich Haltung, die sich gegen die Semiten (einen der alttestamentarischen jüdischen Stämme) richtet. Vorläufer ist der (meist religiös motivierte) Anti-Judaismus des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Der Antisemitismus entwickelte sich im 19. Jahrhundert in Europa zu einer politischen Ideologie, die dem Streben der Juden nach Gleichberechtigung und Anerkennung (Emanzipation) entgegengesetzt war. Zu unterscheiden sind der politische, der kulturelle, der religiöse und der rassische Antisemitismus. Letzterer bildete sich seit dem späten 19. Jahrhundert heraus und zielte auf die Ausgrenzung der Juden, da man sie für biologisch und genetisch anders bzw. minderwertig hielt. Seinen Höhepunkt erlebte der Antisemitismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dem Nationalsozialismus und der Vernichtung von ca. sechs Millionen europäischen Juden im Holocaust.
 
Armenier
christliches Volk, das ehemals in der Osttürkei und in den benachbarten Regionen Russlands bzw. der ehemaligen Sowjetunion (Ararat-Hochland) sein Hauptsiedlungsgebiet hatte, innerhalb des Osmanischen Reiches, rund um das Schwarze Meer, im Zarenreich und in Südosteuropa allerdings bedeutende Minderheiten stellte. Mit der Auflösung der Sowjetunion 1991/92 wurde ein unabhängiger armenischer Nationalstaat gegründet, der die ehemalige sowjetische Republik Armenien umfasst.

Die Armenier waren im Osmanischen Reich eine bedeutende ethnische Minderheit, die vor allem im Handel eine besondere Rolle spielte. Während des Ersten Weltkriegs wurden die Armenier im Jahr 1915 im Osmanischen Reich durch die türkischen Machthaber als innere Feinde systematisch verfolgt und deportiert. Dabei kamen ca. 500.000 bis 1,5 Millionen Armenier ums Leben. Die Opferzahlen sind strittig. Die Anerkennung dieses Ereignisses als Genozid ist ebenfalls strittig. Die Türkei weigert sich bis heute dagegen und argumentiert, es seien Kriegsfolgen gewesen. Außerhalb der Türkei gilt die massenhafte Ermordung und Verfolgung der Armenier als der erste systematische Völkermord des 20. Jahrhunderts. Die Verfolgung der Armenier 1915 im Osmanischen Reich führte zur Auswanderung vieler Armenier, insbesondere nach Frankreich und in die USA.
 
Assimilation
wörtlich Anpassung bzw. Gleichmachung. Vorgang, der darauf zielt, eine (ethnische) Gruppe, meist eine (ethnische) Minderheit, an die Mehrheit anzugleichen und dazu zu bringen, ihre Eigenarten und Besonderheiten aufzugeben. Assimilation kann freiwillig oder aber durch staatlichen Zwang erfolgen. Politische Mittel zur Zwangsassimilation sind z.B. das Verbot von Minderheitenschulen, Medien oder kulturellen Einrichtungen der Minderheiten. Assimilierung bezeichnet den Vorgang der Anpassung, während Assimilation den Endzustand dieses Vorgangs benennt.
 
Asyl
Das Wort Asyl entstammt dem Altgriechischen: asylos. Es bedeutet wörtlich „das, was nicht ergriffen werden kann“. In diesem Sinne umschließt der Begriff zwei ursprüngliche Bedeutungen: Zum einen den vor Verfolgung Schutz Suchenden selbst, also die Person, die nicht ergriffen werden darf, zum anderen aber den unverletzlichen Ort, die Zufluchtsstätte, an der eine Person vor Verfolgung sicher ist.
 
Atatürk, Mustafa Kemal ´Pascha’ (1880-1938)
türkischer Politiker und General, der maßgeblich an der Gründung der modernen Türkei nach dem Ende des Ersten Weltkriegs beteiligt war und 1923 zu ihrem ersten Staatspräsidenten ernannt wurde. Atatürk (= Vater aller Türken) gehörte zur türkisch-nationalistischen Bewegung (Nationalismus) der Jungtürken, die gegen die überlieferte Herrschaft des Osmanischen Reiches kämpften und zu dessen Untergang beitrugen. In den Kriegen (Balkankriege, Erster Weltkrieg, griechisch-türkischer Krieg), die zum Untergang des Osmanischen Reiches führten, zeichnete sich Atatürk als bedeutender Feldherr aus. Insbesondere die militärische Niederlage und damit die Vertreibung eines Teils der Griechen im griechisch-türkischen Krieg 1920 bis 1922 aus Kleinasien war eine Folge von Atatürks strategischem Handeln. Mit Gründung der türkischen Republik forcierte Atatürk deren Modernisierung und Verwestlichung, u.a. durch eine strikte Trennung von Staat und Religion.
 
Aussiedler bzw. Spätaussiedler
Angehörige jener deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Osteuropa bzw. Zentralasien, die 1945 bis 1949 nicht vertrieben wurden und seit 1950 als Einwanderer in die Bundesrepublik Deutschland gelangten. Die gesetzliche Grundlage für diese Form ethnischer Migration bilden das Bundesvertriebenengesetz in Verbindung mit Artikel 116 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1993 regelt das Kriegsfolgenbereinigungsgesetz die Zuwanderung von Spätaussiedlern nach Deutschland. Hauptherkunftsländer für Aussiedler waren seit 1950 Polen, Rumänien und die Sowjetunion bzw. deren Nachfolgestaaten (insbesondere die Russische Föderation und Kasachstan).
 
Auswanderung
das dauerhafte oder vorübergehende Verlassen eines Landes bzw. Nationalstaats.