Lernstation 4: Folgen interpretieren
Die Lernstation 4 bietet vier übergreifende und vergleichende Arbeitsaufträge und drei Arbeitsaufträge zu Einzelphänomenen an, die Sie einzeln oder in der Gruppe erarbeiten können.
Hier können Sie herausfinden, welche Herausforderungen sich für die Vertriebenen und Flüchtlinge selbst und für die Gesellschaft insgesamt nach Flucht und Vertreibung ergaben.
Diese Lernstation behandelt folgende Fragen:
Welche sozialen, wirtschaftlichen und psychologischen Schwierigkeiten mussten die Neuankömmlinge an ihrem neuen Wohnort bewältigen und wie gestaltete sich das Einleben?
Mit welchen Einschränkungen lebten sie?
Wie vollzog sich die Verarbeitung von Flucht und Vertreibung?
Wie kann angemessen an Opfer bestimmter Geschehnisse erinnert und zugleich eine bessere gemeinsame Zukunft gestaltet werden?
Zwangsmigrationen brachten grundlegende soziale, wirtschaftliche und politische Veränderungen mit sich. Die Betroffenen hatten Eigentum, gesellschaftliche Stellung, ihre Heimat und meist noch Angehörige verloren und standen vor einer ungewissen Zukunft.
Aufnahmegesellschaften befinden sich nach dem Ende von Kriegen bzw. kriegerischen Auseinandersetzungen im Umbruch und in Not und sind daher gegenüber Neuankömmlingen meist abweisend. Spannungen und Konflikte zwischen Flüchtlingen und Einheimischen sind die Folge. Zumeist bedarf es mehrerer Generationen, bis die Folgen von Flucht und Vertreibung überwunden sind. Leidvolle Erfahrungen leben bis heute in der Erinnerung der Betroffenen, ihrer Kinder und im kollektiven Gedächtnis fort.
Die Voraussetzungen für das Einleben haben sich im Laufe des 20. Jahrhunderts gewandelt. Erst in den 1990er Jahren hat sich die Staatengemeinschaft zum Prinzip gemacht, ethnische Vertreibungen nicht anzuerkennen und sofern möglich rückgängig zu machen. Nach dem Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien wurde erstmals im Friedensabkommen von Dayton (1995) das Ziel der Rückführung für die Flüchtlinge und Vertriebenen aus Bosnien-Herzegowina vorgegeben. Die Möglichkeit einer späteren Rückkehr in die Heimat war hingegen im Lausanner Vertrag von 1923 für Griechen und Türken sowie im Potsdamer Abkommen von 1945 für die deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge nicht vorgesehen. Folglich war die Integration der Betroffenen in die aufnehmende Gesellschaft unumgänglich.
Arbeitsauftrag 1: Integrationsprobleme
Dieser Arbeitsauftrag behandelt die Schwierigkeiten des Einlebens. Wenn Menschen nach der leidvollen Erfahrung von Flucht und Vertreibung in ein neues Land oder eine neue Gegend kommen, müssen sie ihr Leben grundlegend neu ordnen und unter den gegebenen Umständen in die eigene Hand nehmen. >>weiter
Arbeitsauftrag 2: Flüchtlinge heute
In diesem Arbeitsauftrag geht es darum, die Lebenssituation von Vertriebenen und Flüchtlingen, die heute nach Deutschland kommen und Asyl beantragen, zu recherchieren und zu verstehen. >>weiter
Arbeitsauftrag 3: Konflikte in den Aufnahmegesellschaften
Dieser Arbeitauftrag befasst sich damit, wie die Zeitzeugen das Zusammenleben in der Aufnahmegesellschaft erlebten. Was ist ihnen bis heute in Erinnerung geblieben und wie schildern sie das Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung. >>weiter
Arbeitsauftrag 4a: Das Abkommen von Dayton und die Rückkehr
In diesem Arbeitsauftrag geht es darum, die Rückkehrpolitik und deren praktische Umsetzung in Bosnien zu verdeutlichen. Es wird aufgezeigt, warum der im Dayton-Abkommen von 1995 formulierte Anspruch auf Rückführung aller Vertriebenen und Flüchtlinge an der Wirklichkeit der ethnischen Trennung innerhalb Bosnien-Herzegowinas scheitert. >>weiter
Arbeitsauftrag 4b: Bosnien: Zeitzeugen erzählen
Ziel des Arbeitsauftrages ist es, die persönlichen Erlebnisse von Zeitzeugen einzuordnen. Die zentralen Fragen hierbei sind: Wie erlebten die Betroffenen selbst die Rückkehr in ihre Heimatorte? Welche Schwierigkeiten schildern sie und wie gingen sie mit Problemen um? >>weiter
Arbeitsauftrag 5a: Integration im Nachkriegsdeutschland
Ziel des Arbeitsauftrages ist es aufzuzeigen, wie sich die wirtschaftliche und gesellschaftliche Integration von Vertriebenen und Flüchtlingen im Nachkriegsdeutschland gestaltete. >>weiter
Arbeitsauftrag 5b: Nachkriegsdeutschland: Zeitzeugen erzählen
In diesem Arbeitsauftrag geht es darum aufzuzeigen, wie sich das Einleben von Flüchtlingen und Vertriebenen in Deutschland aus ihrer eigenen Sicht gestaltete. >>weiter
Arbeitsauftrag 6a: Das Lausanner Abkommen von 1923
In diesem Arbeitsauftrag geht es um den griechisch-türkischen Bevölkerungssaustausch und die schwierige Integration von umgesiedelten Griechen und Türken in Folge des Lausanner Abkommens von 1923. >>weiter
Arbeitsauftrag 6b: Erfahrungen nach der Umsiedlung
In diesem Arbeitsauftrag geht es darum, wie die Kinder, die in Flüchtlingsfamilien geboren wurden, das Zusammenleben mit den Einheimischen erfuhren. Gefragt wird, wie die zwangsweise Ansiedlung in Folge des Lausanner Abkommens das Leben der eigenen Familie beeinflusste. >>weiter
Dieser Arbeitsauftrag behandelt die Schwierigkeiten des Einlebens.
Wenn Menschen nach der leidvollen Erfahrung von Flucht und Vertreibung in ein neues Land oder eine neue Gegend kommen, müssen sie ihr Leben grundlegend neu ordnen und unter den gegebenen Umständen in die eigene Hand nehmen.
Bilden Sie zwei Gruppen.
Erarbeiten Sie anhand der Zeitzeugenberichte Ihrer Gruppe einen Überblick über die vielfältigen sozialen und wirtschaftlichen Probleme, die die Betroffenen zu meistern hatten.
a. Hören Sie sich dazu die Erzählungen der Zeitzeugen an und halten Sie in der vorgegebenen Tabelle (siehe Material) kurz fest, welche Probleme benannt und beschrieben werden.
b. Überlegen und diskutieren Sie anschließend in der Gruppe, ob mögliche weitere Schwierigkeiten in den Erzählungen nicht zur Sprache kommen und stellen Sie Vermutungen zu den möglichen Gründen dafür an.
c. Diskutieren Sie gemeinsam in der Gruppe, welche Schwierigkeiten in den einzelnen Erzählungen ähnlich sind und welche sich voneinander unterscheiden. Suchen Sie nach Erklärungen für die festgestellten Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Auf den folgenden Seiten finden Sie die Zeitzeugenberichte für den Arbeitsaufrag 1.
Frau Anna Damm |
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Frau Anna Damm, geb. 1928 in Lemberg im damaligen Polen, kam 1946 infolge der polnischen Umsiedlung nach Breslau (Audiofile: Neuanfang). |
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Frau Lotte Karolek |
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Frau Lotte Karolek, geb. 1925 in Daubitz, flüchtete 1945 aus Breslau und gelangte über Umwege nach Wolfsburg in Niedersachsen (Audiofile: Neuanfang). |
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Herr Yiannis Tamtakos |
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Herr Yiannis Tamtakos, geb. 1908 in Fokia (Kleinasien, heutige Türkei), wurde mit seiner Familie zweimal aus Kleinasien nach Griechenland vertrieben, zunächst im Ersten Weltkrieg und danach infolge des Lausanner Abkommens im Jahr 1924 (Audiofile: Neuanfang). |
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Unter den angegebenen Links finden Sie die Auswertungstabelle der Arbeitsgruppe 1 als PDF- oder Word-Datei.
>>Auswertungstabelle Gruppe 1 (pdf)
>>Auswertungstabelle Gruppe 1 (doc)
Auf den folgenden Seiten finden Sie das Audiomaterial für den Arbeitsaufrag 1.
Herr Lüfti Karadag |
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Lüfti Karadag, geb. 1914 in Yanya (Griechenland), gelangte 1924 mit seiner Familie, nach Pendik, einem Verwaltungsbezirk im Großraum Istanbul (Audiofile Neuanfang). |
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Frau Jasminka Dedic |
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Jasminka Dedic, geb. 1928 in Biscani/Bezirk Prijedor (Bosnien), wurde im Sommer 1992 aus Bosnien vertrieben, lebte bis zu ihrer Rückkehr im Jahr 1997 in Deutschland (Audiofile: Neuanfang). |
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Frau Marianne Winkler |
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Marianne Winkler, geb. 1954 in Niedersachsen als Tochter einer Flüchtlingsfamilie, erzählt von der Vertreibungsgeschichte der eigenen Familie. (Audiofile: Neuanfang) |
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Unter den angegebenen Links finden Sie die Auswertungstabelle der Arbeitsgruppe 2 als PDF- oder Word-Datei.
>>Auswertungstabelle Gruppe 2 (pdf)
>>Auswertungstabelle Gruppe 2 (doc)
Beide Arbeitsgruppen präsentieren sich gegenseitig ihre Ergebnisse und diskutieren gemeinsam über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der erzählten Erinnerungen.
In diesem Arbeitsauftrag geht es darum, die Lebenssituation von Vertriebenen und Flüchtlingen, die heute nach Deutschland kommen und Asyl beantragen, zu recherchieren und zu verstehen.
Stellen Sie sich einen Flüchtling oder Vertriebenen vor, der heute als so genannte/r Asylbewerber/in nach Deutschland kommt: Welche Probleme findet er/sie vor?
Bilden Sie Paare.
1. Arbeitsschritt:
Informieren Sie sich vorab durch eine eigene online-Recherche über die folgenden Begriffe:
Abschiebung
Asylbewerber/in
Asylberechtigte/r
Asylverfahren
Drittstaaten, sichere
Duldung
Flüchtling
Genfer Flüchtlingskonvention
Konventionsflüchtling
Geeignete Internetadressen finden Sie unter Material.
2. Arbeitsschritt:
Schreiben Sie als Hausarbeit einen Kurzbericht von maximal 500 Wörtern über die Lebenslage eines Flüchtlings in Deutschland, indem Sie auf mindestens drei Aspekte (z.B. Aufenthaltsstatus, Wohnsituation, Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung, finanzielle Lage) eingehen. Bitte arbeiten Sie mit dem angebotenen Grundlagentext (siehe Material).
1. Material für den ersten Arbeitsschritt:
Als Informationsquellen stehen ihnen zur Erarbeitung der Begriffe zwei unterschiedliche Glossars im Internet zur Verfügung.
a. Informationen der Bundesregierung:
www.integrationsbeauftragte.de/
b. Informationen einer Nichtregierungsorganisation:
2. Material für den zweiten Arbeitsschritt:
a. Als Grundlagentext für die Hausarbeit lesen Sie bitte „Wir sind auch Menschen“ – Zur Situation von Flüchtlingen in Deutschland“ (Aus: Flüchtlingsalltag in Berlin. Broschüre, Hrsg. vom Flüchtlingsrat Berlin) durch und arbeiten Sie die wichtigsten Probleme heraus:
>>Text: Wir sind auch Menschen (pdf)
b. Vertiefende Informationen über die heutige Lebenssituation von Flüchtlingen sind unter folgenden Webadressen zu finden.
www.fluechtlingsrat-berlin.de/
Ausgewählte Kurzberichte werden in der Klasse vorgetragen.
Dieser Arbeitauftrag befasst sich damit, wie die Zeitzeugen das Zusammenleben in der Aufnahmegesellschaft erlebten: Was ist ihnen bis heute in Erinnerung geblieben und wie schildern sie das Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung?
Wie sich das Zusammenleben von Flüchtlingen und Vertriebenen mit der ansässigen Bevölkerung gestaltet, hängt von einer Vielzahl von Faktoren in den wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebensbereichen ab. In ihren neuen Wohnorten erfahren Flüchtlinge und Vertriebene oft Ablehnung und werden von der ansässigen Bevölkerung als zusätzliche Belastung angesehen. Sie erleben jedoch auch Hilfsbereitschaft und Solidarität, besonders in akuten Notsituationen.
Bilden Sie zwei Gruppen.
Arbeiten Sie anhand der ausgewählten Zeitzeugenberichte die Kernaussagen über das Verhältnis zu den Einheimischen heraus.
Nutzen Sie dazu die Auswertungstabelle und machen Sie sich Notizen zu:
Welche Aspekte im Zusammenleben mit den Einheimischen werden geschildert ?
Welche Gründe werden dafür angegeben?
Wenn die Zeitzeugen selbst keine Gründe nennen, geben Sie bitte eine eigene Beurteilung ab.
Auf den folgenden Seiten finden Sie die Zeitzeugenberichte für den Arbeitsaufrag 3.
Herr Arno Mikolajek |
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Herr Arno Mikoljek, geb. 1930 in Breslau, wurde 1946 vertrieben und gelangte nach Niedersachsen (Audiofile: Neuanfang). |
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Frau Demirhan Akter |
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Frau Demirhan Akter, geb. 1915 in Grebena (Griechenland), wurde in Folge des Lausanner Abkommens in die Türkei umgesiedelt (Audiofile: Neuanfang). |
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Frau Anna Theofylactou |
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Frau Anna Theofylactou, geb. 1924 in Thessaloniki (Griechenland), wurde mit ihrer Familie aus der Pontos-Region in die Türkei zwangsumgesiedelt (Audiofile: Fremdheit). |
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Unter den angegebenen Links finden Sie die Auswertungstabelle der Arbeitsgruppe 1 als PDF- oder Word-Datei.
>>Auswertungstabelle Gruppe 1 (pdf)
>>Auswertungstabelle Gruppe 1 (doc)
Auf den folgenden Seiten finden Sie die Zeitzeugenberichte für den Arbeitsaufrag 3.
Frau Jadwiga Hanel |
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Frau Jadwiga Hanel, geb. 1929 in Lemberg (ehemaliges Polen), wurde 1946 nach Breslau umgesiedelt (Audiofile: Fremdheit.) |
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Herr Damir Suljanovic |
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Herr Damir Suljanovic, geb. 1977 in Prijedor/Bosnien, floh kurz vor Kriegsende 1995 aus Bosnien nach Deutschland (Audiofile: Neuanfang). |
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Herr A. Yilmaz |
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Herr Aycan Yilmaz, geb. 1949 in Yesilburc (Türkei), erzählt über die Zwangsumsiedlung seiner Familie in die Türkei (Audiofile: Fremdheit). |
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Unter den angegebenen Links finden Sie die Auswertungstabelle der Arbeitsgruppe 2 als PDF- oder Word-Datei.
>>Auswertungstabelle Gruppe 2 (pdf)
>>Auswertungstabelle Gruppe 2 (doc)
Beide Arbeitsgruppen erläutern ihre Ergebnisse über das Verhältnis zwischen Zugewanderten und Einheimischen mit Hilfe der Auswertungstabelle.
Diskutieren Sie in der Gruppe über mögliche Gründe für das Aufkommen von Konflikten.
In diesem Arbeitsauftrag geht es darum, die Rückkehrpolitik und deren praktische Umsetzung in Bosnien zu verdeutlichen. Es wird aufgezeigt, warum der im Dayton-Abkommen von 1995 formulierte Anspruch auf Rückführung aller Vertriebenen und Flüchtlinge an der Wirklichkeit der ethnischen Trennung innerhalb Bosnien-Herzegowinas scheitert.
Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Wiederaufbau lief nur langsam an. Aufgrund der ethnischen Teilung des Landes ist besonders die Rückkehr von Minderheiten (minority returns) in die jeweilige Mehrheitsregion der serbischen Republik bzw. der bosnisch-kroatischen Konföderation politisch schwierig und erfordert großen Mut von den Betroffenen. Am Beispiel der Region Prijedor wird die brisante Lage von bosnischen Muslimen in der serbischen Republik verdeutlicht.
Erarbeiten Sie sich einen detaillierten Überblick über die Umsetzung der Rückkehrpolitik, die im Abkommen von Dayton festgelegt ist.
Bilden Sie zwei Gruppen.
Verschaffen Sie sich anhand der angebotenen Texte einen Überblick über die Situation der Rückkehrer vor Ort (siehe Material).
Informieren Sie sich zunächst allgemein über die Lage, die die Rückkehrer nach dem Abkommen von Dayton in Bosnien vorfinden.
Jede Gruppe bearbeitet anschließend eine der folgenden Aufgabe:
Aufgabe für Arbeitsgruppe 1:
Listen Sie thesenartig die wichtigsten Schwierigkeiten auf (Notizblatt), die sich einer Verwirklichung der Rückkehr nach Bosnien entgegenstellen.
Aufgabe für Arbeitsgruppe 2:
Arbeiten Sie die bis heute wichtigsten Ergebnisse der Rückkehrpolitik heraus und halten Sie die Kernaussagen auf dem Notizblatt fest.
Aufgabe für Arbeitsgruppe 1:
die Karte zum Abkommen von Dayton
Bericht des UNHCR und Presseberichte über Rückkehr und Wiederaufbau in Bosnien: >>Situation der Rückkehrer (pdf)
Benutzen Sie bitte auch das Lexikon.
Aufgabe für Arbeitsgruppe 2:
die Karte zum Abkommen von Dayton
Stand der Minderheiten-Rückkehr in Bosnien-Herzegowina im Jahr 2001: >>Verlauf und Ergebnis der Rückkehrpolitik (pdf)
Benutzen Sie bitte auch das Lexikon.
Karte: Abkommen von Dayton
Zur Vergrößerung bitte auf die Karte klicken. |
Präsentieren und erläutern Sie die Arbeitsergebnisse vor der anderen Gruppe. Die erste Gruppe konzentriert sich auf die Schwierigkeiten aus Sicht der Rückkehrer. Die zweite Gruppe schildert hingegen die Entwicklung der Rückkehrpolitik.
Ziel des Arbeitsauftrages ist es, die persönlichen Erlebnisse von Zeitzeugen einzuordnen. Die zentralen Fragen hierbei sind: Wie erlebten die Betroffenen selbst die Rückkehr in ihre Heimatorte? Welche Schwierigkeiten schildern sie und wie gingen sie mit Problemen um?
Bilden Sie Paare.
1. Arbeitsschritt:
Hören Sie sich jeweils folgende Erzählungen an: Jasminka Dedic als Beispiel eines bosnischen Flüchtlings in Deutschland und Sead Suljanovic als Beispiel eines Binnenvertriebenen innerhalb des eigenen Landes.
2. Arbeitsschritt:
Skizzieren Sie auf dem Notizblatt, wie die Zeitzeugen selbst die Rückkehr nach Prijedor erlebten. Achten Sie dabei auf:
die wichtigsten Etappen und Herausforderungen, die die Rückkehrenden beschreiben;
die Gefühle und Ängste, die ihre Rückkehr begleiten.
Auf den folgenden Seiten finden Sie die Zeitzeugenberichte für den Arbeitsaufrag 4b.
Frau Jasminka Dedic |
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Frau Jasminka Dedic, geb. 1964 in Bisanci im Bezirk Prijedor (Bosnien), wurde im Sommer 1992 aus ihrer Heimat vertrieben und lebte bis 1997 in Stuttgart / Deutschland. Sie kehrte zunächst nach Sanski Most, einer Stadt in der bosnisch-kroatischen Förderation zurück und konnte im Jahr 2000 endgültig in ihren Heimatort zurückkehren (Audiofile: Neuanfang). |
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Herr Sead Suljanovic |
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Herr Sead Suljanovic, geb. 1951 in Prijedor (Bosnien), wurde kurz vor Kriegsende aus seiner Heimat vertrieben, hielt sich als Binnenvertriebener in Zenica (Mittelbosnien) auf, kam 1996 nach Sanki Most und kehrt im Jahr 2000 in sein Haus zurück (Audiofile: Rückkehr und Heimat). |
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Präsentieren Sie in der Klasse jeweils die Etappen und Hindernisse der Rückkehrgeschichten von Jasminka Dedic und Sead Suljanovic.
Diskutieren Sie anschließend, inwiefern ihre Lebensgeschichten für die Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen nach Bosnien typisch sind oder eine Ausnahme darstellen.
Die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Wiederaufbaus des zerstörten Nachkriegsdeutschlands in den 1950er und 1960er Jahren erwiesen sich als günstig für die Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen. Eine Rückkehr in die alte Heimat war durch das Potsdamer Abkommen von 1945 nicht möglich.
Um eine politische und soziale Radikalisierung zu vermeiden, waren sowohl die Besatzungsmächte als auch die deutsche Politik an einer raschen Angleichung der Lebensverhältnisse von Vertriebenen und Einheimischen interessiert. Im gesellschaftlichen Umgang und in kulturellen Traditionen bewahrten sich die Unterschiede zwischen Flüchtlingen und Einheimischen insbesondere auf dem Lande noch über Jahrzehnte.
Erarbeiten Sie, wie sich die wirtschaftliche und gesellschaftliche Integrationspolitik von Vertriebenen und Flüchtlingen im Nachkriegsdeutschland gestaltete.
Hausarbeit
a. Arbeiten Sie die Grundzüge der Integrationspolitik in der Bundesrepublik nach 1945 heraus. Als Grundlage dient Ihnen ein Textauszug des Historikers Matthias Beer zu Flucht und Vertreibung der Deutschen und deren Folgen.
b. Führen Sie in Stichpunkten die wichtigsten Maßnahmen und Meilensteine in der staatlichen Politik auf. Nutzen Sie dazu das Notizblatt.
Als Bearbeitungsgrundlage dient Ihnen der Textauszug des Historikers Matthias Beer: >>Integrationspolitik Nachkriegsdeutschland (pdf)
Tragen Sie ihre Arbeitsergebnisse über die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen im Nachkriegsdeutschland zusammen und diskutieren Sie über die Gründe für die erfolgreiche Integration.
In diesem Arbeitsauftrag geht es darum aufzuzeigen, wie sich das Einleben von Flüchtlingen und Vertriebenen in Deutschland aus deren eigener Sicht gestaltete.
Es gilt aufzuzeigen, dass das Einleben in die neue Gesellschaft mit Schwierigkeiten und Widersprüchen verbunden war, wenngleich die wirtschaftlichen und sozialpolitischen Rahmenbedingungen für die Integration günstig waren.
Bilden Sie Paare.
Hören Sie sich die Erzählungen über die unterschiedlichen Integrationserfahrungen an. Die Zeitzeugen sprechen sowohl über sich selbst als auch über die Generation ihrer Eltern.
a. Halten Sie auf dem Notizblatt in Stichpunkten fest:
Beschreibungen des Verhältnisses zwischen Vertriebenen und Einheimischen
Darstellung von staatlicher Unterstützung
Haltung und Positionen gegenüber Rückkehr und Heimat
Arbeiten Sie dabei insbesondere die Unterschiede zwischen den Erfahrungen in den unterschiedlichen Generationen heraus.
b. Fassen Sie die unterschiedlichen Integrationsverläufe thesenartig zusammen und halten sie diese auf dem Notizblatt fest.
Auf den folgenden Seiten finden Sie die Zeitzeugenberichte für den Arbeitsaufrag 5b.
Herr Arno Mikolajek |
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Herr Arno Mikolajek, geb. 1930 in Breslau, wurde 1946 vertrieben und gelangte nach Niedersachsen. Audiofile: Neuanfang Audiofile: Rückkehr und Heimat
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Frau Marianne Winkler |
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Frau Marianne Winkler, geb. 1954 als Kind von Flüchtlingen und Vertriebenen in Peine/Niedersachsen. Audiofile: Rückkehr und Heimat Audiofile: Fremdheit
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Präsentieren Sie die Arbeitsergebnisse vor der Klasse und diskutieren Sie mögliche Gründe für die gemeinsamen und unterschiedlichen Integrationserfahrungen der Generationen.
In diesem Arbeitsauftrag geht es um die politischen Rahmenbedingungen des griechisch-türkischen Bevölkerungssaustausches in Folge des Lausanner Abkommens von 1923 und die schwierige Integration von umgesiedelten Griechen und Türken in Folge des Lausanner Abkommens von 1923.
a. Lesen Sie den Text des Historikers Norman Naimark über die schwierige Integration von Griechen und Türken in ihren neuen Ländern durch (siehe Material).
b. Arbeiten Sie heraus, welche Aussagen zur wirtschaftlichen und kulturellen Integration getroffen werden. Fassen Sie thesenartig die Kernaussagen zusammen (Notizblatt).
Nutzen Sie zur Bearbeitung der Aufgabe folgende Textauszüge:
1. Norman Naimark, Historiker:
>>Flüchtlingslager in Griechenland/Türkei
Als weiterführendes Material (optional):
2. Michael Marrus, Historiker:
>>Lausanner Abkommen.
Diskutieren Sie auf der Grundlage des Textes die folgenden Fragen:
Wie bewertet der Autor die unterschiedlichen Voraussetzungen für ein Einleben beider Gruppen im jeweils anderen Land?
Welche besondere Rolle spielte die Sprache bei der Integration der jeweiligen Gruppe in Griechenland und in der Türkei?
In diesem Arbeitsauftrag geht es darum, wie die Kinder, die in Flüchtlingsfamilien geboren wurden, das Zusammenleben mit den Einheimischen erfuhren. Wie beeinflusste die zwangsweise Ansiedlung in Folge des Lausanner Abkommens das Leben der eigenen Familie?
a. Hören Sie sich die Erzählungen von Frau Theofylactou (Griechenland) und Herrn Yilmaz (Türkei) an.
b. Halten Sie in Stichworten auf dem Notizblatt fest:
die Schilderungen des Zusammenleben von Flüchtlingen und Einheimischen
die Rolle der kulturellen Unterschiede für das Einleben
Auf den folgenden Seiten finden Sie die Zeitzeugenberichte für den Arbeitsaufrag 6b.
Frau Anna Theofylactou |
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Frau Anna Theofylactou, geb. 1915 in Thessaloniki, zwei Jahre nachdem ihre Eltern dort erstmals als Flüchtlinge gelangten. Die Familie stammt aus der Pontos-Region in der Türkei. Audiofile: Neuanfang Audiofile: Fremdheit
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Herr Aycan Yilmaz |
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Herr Aycan Yilmaz, geb. 1949, in Yesilburc (Türkei), stammt aus einer griechischen Flüchtlingsfamilie, die in Folge des Lausanner Abkommens in die Türkei kommen musste. Audiofile: Neuanfang Audiofile: Fremdheit
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a. Fassen Sie die Erfahrungen der jeweiligen Zeitzeugen zusammen.
b. Diskutieren Sie anschließend gemeinsam, inwieweit und warum die Betroffenen des griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausches von 1923/24 noch heute Unterschiede zur einheimischen Bevölkerung feststellen.
Dieter Bingen, Wlodzimierz Borodziej, Stefan Troebst: Vertreibungen europäisch erinnern? Historische Erfahrungen. Vergangenheitspolitik – Zukunftskonzeptionen. Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2003.
Werner Fuchs-Heinritz (Hg.): Lexikon zur Soziologie. 3. Auflage, Opladen: Westdeutscher Verlag 1995.
Albrecht Lehmann: Im Fremden ungewollt zuhaus: Flüchtlinge und Vertriebene in Westdeutschland 1945-1960. München: C.H. Beck 1991.
Michael Marrus. Die Unerwünschten. The Unwanted. Europäische Flüchtlinge im 20. Jahrhundert. Hamburg: Schwarz Risse 1999.
Norman M. Naimark: Flammender Hass. Ethnische Säuberung im 20. Jahrhundert. München: C.H. Beck 2004.
Franz Nuscheler: Internationale Migration. Flucht und Asyl. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 2004.
Gerd Reinhold (Hg.): Soziologie-Lexikon. München/Wien: R. Oldenbourg Verlag 1997 (Dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage).
Rainer Schulze: „Wir leben ja nun hier“. Flüchtlinge und Vertriebene in Niedersachsen – Erinnerung und Identität. In: Bade, Klaus J./Oltmer, Jochen (Hg.): Zuwanderung und Integration in Niedersachsen, Osnabrück: Universitätsverlag Verlag Rasch 2002.
Annette Treibel: Migration in modernen Gesellschaften. Soziale Folgen von Einwanderung, Gastarbeit und Flucht. Weinheim: Juventa 1999.