In der Lernstation 1 geht es um den Umgang mit Erinnerungen von Flüchtlingen und Vertriebenen sowie mit den an nachfolgende Generationen übertragenen Erinnerungen. Im Zentrum der Lernstation stehen die Bedeutung von Erzählungen und die Arbeit mit Fotos als Informationsquellen.
Die Lernstation beinhaltet drei Arbeitsaufträge, die Sie in Einzel- oder Gruppenarbeit erarbeiten können.
Arbeitsauftrag 1: Erzählte Erinnerung
In diesem Arbeitsauftrag wird geklärt, wie mit erzählten Erinnerungen umgegangen werden kann. Wichtig ist dafür, sich klarzumachen, wie die Erzählung über das Erlebte zustande kommt bzw. welche Faktoren die Erzählung beeinflussen. >>weiter
Arbeitsauftrag 2a: Fotos und Wirklichkeit
Der Arbeitsauftrag möchte Ihnen aufzeigen, wie das Dargestellte auf einem Foto zustande kommt bzw. wie das Abgebildete wahrgenommen wird. >>weiter
Arbeitsauftrag 2b: Darstellungen von Flucht und Vertreibung
Der Arbeitsauftrag möchte Ihnen aufzeigen, wie das Dargestellte auf einem Foto zustande kommt bzw. wie das Abgebildete wahrgenommen wird. >>weiter
Arbeitsauftrag 3: Geschichten und Gedächtnis
In diesem Arbeitsauftrag geht es um die direkte Erinnerung der Flüchtlinge und Vertriebenen und die übertragenen Erinnerungen an die nachfolgenden Generationen. >>weiter
In diesem Arbeitsauftrag wird geklärt, wie mit erzählten Erinnerungen umgegangen werden kann. Wichtig ist dafür, sich klarzumachen, wie die Erzählung über das Erlebte zustande kommt bzw. welche Faktoren die Erzählung beeinflussen.
Bilden Sie vier Gruppen.
1. Arbeitsschritt:
Lesen Sie folgende Punkte über die Bedeutung von Zeitzeugen als Informationsquelle durch. Diskutieren und bewerten Sie die einzelnen Punkte und Thesen.
Die Erzählung der Zeitzeugen beinhaltet das, was den Erzählern subjektiv wichtig ist
Die Vergangenheit wird von der Gegenwart aus betrachtet.
Die früheren Erlebnisse sind gefärbt von späteren persönlichen Erfahrungen, von Darstellungen in den Medien und von positiven oder negativen Deutungen der Gesellschaft
Die Erzählung wird geprägt durch Schwierigkeiten des Erinnerns und durch Widerstände gegen das Erinnern. Schmerzhafte Erinnerungen und belastende Erfahrungen bei Tätern, Opfern, aber auch Mitläufern werden oft verdrängt.
Die Erzählung wird beeinflusst durch die Erzählstruktur. Der Vergangenheit wird eine Form gegeben mit einer bestimmten Auswahl, Ordnung und Schwerpunktsetzung.
Subjektivität ist trotz ihrer Fragwürdigkeit und Fehlerhaftigkeit für das Verstehen des Gesamten unerlässlich.
Persönliche Erzählungen konkretisieren das Allgemeine und zeigen das Besondere
Zeitzeugenberichte ermöglichen mit ihrer Vielfalt und Verschiedenartigkeit erst ein umfassendes Bild einer Zeit und der in ihr lebenden Menschen.
"Die einzig konkrete Geschichte, die sich bewahren lässt, diejenige (bleibt), die auf persönlichen Erfahrungen beruht.“ (Saul Friedländer, Historiker)
2. Arbeitsschritt:
Hören Sie sich je Gruppe eine Zeitzeugenerzählung zum Thema Umsiedlung, Flucht und Vertreibung an. Legen Sie in Ihren Gruppen gemeinsam eine eigene Punkteliste über die Chancen und Herausforderungen der Zeitzeugenerzählungen als Informationsquelle an.
Frau Anna Damm |
|
|
|
Frau Anna Damm, geb. 1928 in Lemberg (ehemaliges Polen), wurde 1946 nach Wroclaw (ehemaliges Breslau) zwangsumgesiedelt (Audiofile: Umsiedlung, Flucht, Vertreibung) |
|
|
|
|
Frau Jasminika Dedic |
|
|
|
Frau Jasminka Dedic, geb. 1964 in Biscani im Bezirk Prijedor/Bosnien, wurde 1992 aus ihrer Heimat vertrieben und lebte mit ihren beiden Kindern bis zu ihrer Rückkehr nach Bosnien im Jahr 1997 in Stuttgart/Deutschland (Audiofile: Umsiedlung, Flucht, Vertreibung) |
|
|
|
|
Herr Yiannis Tamtakos |
|
|
|
Herr Yiannis Tamtakos, geb. 1908 in Fokia (heutige Türkei), im Jahr 1922 vertrieben nach Griechenland (Audiofile: Umsiedlung, Flucht, Vertreibung)
|
|
|
|
|
Frau Gülgün Fildisi |
|
|
|
Frau Gülgün Fildisi, geb. 1951 in Istanbul, stammt aus einer Flüchtlingsfamilie, die in den 1920er Jahren aus Yanya in Griechenland in die Türkei zwangsumgesiedelt wurde (Audiofile: Umsiedlung, Flucht, Vertreibung)
|
|
|
|
|
Legen Sie in Ihren Gruppen eine eigene Punkteliste über die Chancen und Herausforderungen der Zeitzeugenerzählungen als Informationsquelle an.
Tragen Sie Ihre Ergebnisse vor und diskutieren Sie darüber.
Der Arbeitsauftrag möchte Ihnen aufzeigen, wie das Dargestellte auf einem Foto zustande kommt bzw. wie das Abgebildete wahrgenommen wird.
Das Foto ist ebenso wie die Zeitzeugenerzählung kein Abbild der komplexen Wirklichkeit, sondern ein Ausschnitt, eine Momentaufnahme. Es wurde aus einer subjektiven Perspektive in einem entsprechenden Umfeld aufgenommen und kann retuschiert worden sein.
Bilden Sie Dreiergruppen. Bearbeiten Sie die folgenden Aufgaben und nutzen Sie dazu die Materialien:
a. Nehmen Sie zu den folgenden Aussagen über Fotos als Quelle Stellung und erläutern Sie Ihre Meinung. Halten Sie Ihre Arbeitsergebnisse in Stichworten auf dem Notizblatt fest.
b. Suchen Sie jeweils nach einem beispielhaften Foto, auf das einer der Aussagen Ihrer Meinung nach zutrifft.
Fotos können kaum als Beweismittel dafür dienen, wie sich bestimmte Ereignisse abgespielt haben und wer daran beteiligt war, denn einzelne Fotos zeigen keine Abläufe, sondern nur Momente. Um sie für die nähere Bestimmung von Ereignissen benutzen zu können, müssten wir mindestens wissen, wer auf dem Bild zu sehen ist und wer es wann und wo fotografiert hat. Doch selbst die aus Archiven stammenden Fotos sind in ihren Angaben zum Fotografen, zum Ort, Zeitpunkt und Gegenstand der Aufnahme häufig lückenhaft und manchmal sogar falsch.
Auf vielen Bildern, vor allem auf privaten Fotos, präsentieren sich die Fotografierten in einer bestimmten Haltung, einem bestimmten Habitus. Das Bild soll der Selbstdarstellung dienen, es ist Zeugnis eines Selbstbildes oder erwünschten Fremdbildes.
Allein schon die Auswahl dessen, was eine Zeit für abbildungswürdig hielt, kann uns Aufschlüsse über ihr Selbstverständnis geben. Aber Fotos können uns nicht nur ein Bild von der „Oberfläche“ vergangener Wirklichkeit vermitteln, wir können mit ihrer Hilfe auch auf Hintergründe schließen.
Der Übergang von Presse- und Propagandafotografie ist fließend. Beim Pressefoto und seiner Präsentation geht es um eine gezielte Aussage und eine ausgeprägte Wirkungsintention. Bei der Propagandafotografie stehen diese in einem weiteren politisch-gesellschaftlichen Rahmen, der Auswahl, Ausrichtung und Aussage von Fotos vorgibt. Am deutlichsten tritt dies in totalitären Regimen zum Vorschein. Sie versuchen über ihr Bestimmungsmonopol das Bild, das Fotografien von den Verhältnissen des Landes zeigen, zu kontrollieren und zu lenken.
Suchen Sie auf der folgenden Seite nach einem beispielhaften Foto, auf das diese drei Aussagen Ihrer Meinung nach zutreffen.
Quelle: Rolf Sauer, Fotografie als historische Quelle, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 53.2002, S. 570-593.
Suchen Sie nach einem beispielhaften Foto, auf das die drei vorherigen Aussagen Ihrer Meinung nach zutreffen.
Verwandte eines griechischen Flüchtlingmädchens |
Deutsche Vertriebene aus Schlesien auf dem Weg in den Westen, 1945/46 |
Straßenhandel vor der von den Deutschen zerstörten Synagoge in Lemberg, 1943 |
Besetzung Ostpolens durch sowjetische Soldaten, September 1939 |
Deutsche Soldaten im Generalgouvernement der Ukraine, 1941 |
Lager für bosnische Flüchtlinge in Kroatien, 1992 |
Nutzen Sie Ihre Stichworte auf dem Notizblatt und stellen Sie in der Klasse Ihre drei ausgewählten Fotos vor.
Erläutern Sie dazu:
a. Was ist auf dem Foto zu sehen und was wird vermittelt?
b. Welche Aufschlüsse und Interpretationen sind möglich?
Der Arbeitsauftrag möchte Ihnen verdeutlichen, wie das Dargestellte auf einem Foto zustande kommt bzw. wie das Abgebildete wahrgenommen wird.
Das Foto ist ebenso wie die Zeitzeugenerzählung kein Abbild der komplexen Wirklichkeit, sondern ein Ausschnitt, eine Momentaufnahme. Es wurde aus einer subjektiven Perspektive in einem entsprechenden Umfeld aufgenommen und kann retuschiert worden sein.
Bilden Sie drei Gruppen.
Jede Gruppe bearbeitet ein Foto mit folgenden Fragen:
a. Beschreiben Sie, was Sie auf den Fotos sehen können.
b. Erläutern Sie, welche Aussagen von Flucht und Vertreibung die Fotos vermitteln.
Bitte machen Sie sich dazu Notizen für die Diskussion.
Flüchtlinge aus Smyrna, 1922 |
Flüchtlinge im zerstörten Breslau, 1945 |
Lager für bosnische Flüchtlinge in Kroatien, 1992 |
Jede Gruppe stellt kurz das Foto und die Ergebnisse in der Klasse vor.
Frage für die Diskussion: Können Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den verschiedenen Darstellungen feststellen?
In diesem Arbeitsauftrag geht es um die direkte Erinnerung der Flüchtlinge und Vertriebenen und die übertragenen Erinnerungen an die nachfolgenden Generationen.
Am Beispiel von Flucht und Vertreibung der Deutschen gilt es herauszuarbeiten, welche Wandlungen mit dem Erzählen der Geschichten und mit der Weitergabe von Erinnerung bis heute verbunden sind.
Bilden Sie Paare.
Der ausgewählte Artikel des Historikers Hans Lemberg spricht zwei Ebenen an: die öffentliche Ebene des Erinnerns und die private, psychologische Ebene.
a. Versuchen Sie, Zusammenhänge zwischen den beiden Ebenen zu diskutieren. Wird Ihnen ein direkter Einfluss der einen Ebene auf die andere deutlich?
b. Arbeiten Sie mit Hilfe des Artikels die unterschiedlichen Phasen der Erinnerung in Deutschland aus und vermerken Sie diese auf ihrem Notizblatt.
Auszüge aus: Geschichten und Geschichte. Das Gedächtnis der Vertriebenen in Deutschland nach 1945
von Hans Lemberg
Für die Nachkriegszeit war es communis opinio: Nationale und ethnische Minderheiten wurden als Konfliktursache per se angesehen, und es sollte sie in einer neuen Friedensordnung nicht mehr geben. (...)
Wer also hätte denn in dieser Situation die Geschichten der Flüchtlinge und Vertriebenen anhören sollen? Die Einheimischen in den Aufnahmegebieten fühlten sich von den Neuankömmlingen belästigt, ja sogar in ihrer Lebensführung schwer beeinträchtigt. Sie wollten die Geschichten nicht hören, die die Flüchtlinge zu erzählen hatten. Deren Leiderfahrungen wurden als „Jammern“ abgetan und die verklärenden Erzählungen, wie schön die Heimat gewesen sei, als „übertrieben“.
Also erzählte man sich diese Geschichten selbst, in der eigenen Familie. Dort wollten nach einiger Zeit die Kinder, die sich an ihre neue Umgebung anzupassen trachteten, nichts mehr davon hören. Man erzählte diese Geschichten auch in den bald entstehenden Heimatblättern, die noch weit gehend unter besatzungsrechtlichen Einschränkungen standen und die sich insbesondere vor der Flut von eingesandten Gedichten und Erzählungen kaum retten konnten. (...)
Obwohl diese Geschichten niemand außerhalb des Kreises der Betroffenen so recht hören wollte, hatten sie eine wichtige Funktion. Sie bildeten u. a. das „unsichtbare Fluchtgepäck“, denn das, was man physisch an Habseligkeiten mitbrachte, war ja weniger geeignet, Achtung zu erregen.
Nur mit ihren Geschichten konnten die offensichtlich Besitzlosen bei den Einheimischen den Eindruck eines in Wirklichkeit höheren sozialen Status hervorrufen. Das erschien um so nötiger, als die Neuankömmlinge aus dem in Mittel- und Westdeutschland traditionell gering geachteten Osten kamen, wo ja, wie man zu wissen glaubte, die so genannten Polacken und Zigeuner wohnten. Dieses Erzählen spielte also eine eminent soziale Rolle, und zum anderen diente es zur seelischen Abarbeitung der fürchterlichen Erlebnisse. Viele Geschichten blieben freilich unerzählt. (...)
Es ging dabei aber auch zunehmend um die Frage: Wie weiter? Bloß warten auf die Heimkehr, die von Monat zu Monat unwahrscheinlicher wurde? Oder sich einrichten im Hier und Heute, im Provisorium, und das hieß, wie die Besatzungsmächte es forderten, sich als Umsiedler oder Neubürger in der neuen Umgebung eingliedern? (...)
Einer der Unterschiede zwischen der späteren DDR und der Bundesrepublik Deutschland war, dass in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR die Hoffnung auf die Rückkehr schneller beendet wurde als in den Westzonen bzw. der Bundesrepublik. Nach dem zunächst auch von der SED praktizierten Offenhalten der Frage der Rückgabe der Ostgebiete hat die 1949 entstehende Pax Sovietica alle Rückkehrforderungen oder revisionistische Äußerungen unter Verbot gestellt.
In der Bundesrepublik Deutschland hingegen gab es seit den Fünfzigerjahren eine zunehmend große Masse von ‚Total-Integrierten’, die ihre ostdeutsche Herkunft als bloße Privatsache, als Detail der persönlichen Biografie ansahen, daneben aber eine kleiner werdende Gruppe derjenigen, die zwei Eisen im Feuer hatten: im Alltagsleben voll eingegliederte Bürgerinnen und Bürger mit zum Teil beachtlichen Erfolgsgeschichten in der neuen Heimat, aber mit der – sozusagen am Feiertag – gepflegten Aufrechterhaltung des Heimkehrwunsches mit immer stärkerer Tendenz zur bloßen Rechtswahrung, d. h. zur Einforderung ihres „Rechts auf Heimat“.
In den Sechzigerjahren drehte sich dann der Wind: Der Kalte Krieg flaute ab, die Ära der Entspannung, die sich anbahnende Neue Ostpolitik, die Linkswende der jungen Intellektuellen um 1968 führten dazu, dass das Zugehen auf die östlichen Nachbarn als hoher Wert empfunden wurde. (...)
Das Vertriebenenthema verschwand in den Sechzigerjahren aus dem Diskurs ebenso, wie die Erinnerung an Ostdeutschland überhaupt verdrängt wurde; es galt als friedensfördernd, auf die nationalkommunistisch überdrehte offizielle Selbstdarstellung der ostmittel- und osteuropäischen Staaten einzuschwenken und ihre Tabus zu übernehmen, einschließlich des Schweigens darüber, dass hier einmal Deutsche gewohnt haben. Fortan galten also Vertriebene und ihre Verbände weithin pauschal nur noch als „Revanchisten“, „Nazis“ usw.
Mit dem Ende der siebziger Jahre ist dann eine Wende festzustellen: Es war aber nicht nur die neue Generation der Enkel, die sich jetzt anschickte, ihre roots zu suchen, und die keine Reserven mehr wie ihre Eltern gegen die alten Geschichten hatten. Es waren auch die neu geöffneten Archive der Flüchtlingsverwaltungen der Nachkriegszeit, die das Eingliederungsthema wieder aktuell erscheinen ließen und Gelegenheit zu Forschungsarbeiten gaben. Es war ferner die Perestroika-Ära, die es möglich machte, auch in kommunistischen Ländern vorsichtig nach ‚weißen Flecken’ Ausschau zu halten und die Scheu vor Tabus schließlich nach 1989 ganz fallen zu lassen.
Seit 1990 konnte man darüber hinaus auch zwischen Polen, Tschechen und Deutschen offen über Vertreibung reden. (...)
Also: alles in Ordnung? Noch lange nicht. Man kann zwar beispielsweise in Tschechien große Offenheit in Hinsicht auf Aufdeckung und Verurteilung von Exzessen während der Vertreibung, dennoch aber die Aussiedlung der Deutschen aus der Nachkriegs-Tschechoslowakei als grundsätzlich richtig und notwendig erachtet finden. (...) Manche Teile der polnischen Öffentlichkeit tun sich weiterhin schwer mit diesem Thema. Seit vom deutschen Bund der Vertriebenen die Gründung eines „Zentrum gegen Vertreibungen“ forciert wird, hat der Diskurs in Polen erheblich an Schärfe zugenommen.
Auch in Deutschland sind die alten Schützengräben auf beiden Seiten noch besetzt, selbst wenn die ’Truppe’ schon weiter gezogen oder der ‘Krieg’ beendet ist. Und immer wieder geht es um das Festhalten an den alten Geschichten, an ihrem Wortlaut. Da werden weiter die überhöhten Zahlen der Vertreibungsopfer wie Knüppel durch die Leserbriefspalten angesehener Zeitungen geschwungen, obwohl sie schon längst korrigiert sind (...). Man kann es kaum begreifen. (...)
Der Ruf nach einer vergleichenden Einordnung von Umsiedlung und Vertreibung der Deutschen nach 1945, ihrer Eingliederungsgeschichte wie auch der Erinnerung an diese Ereignisse in den europäischen Gesamtzusammenhang ist laut geworden, und er sollte nicht verstummen. (...)
Es wird also noch einiger Arbeit bedürfen, bis sich die Historisierung der Vertriebenen-Geschichte durchgesetzt haben wird. Dass aber das, was hier mit der Chiffre Geschichten bezeichnet wurde, also die in Form gefasste Erinnerung, das kulturelle Gedächtnis, existenziell wichtig war und noch immer ist, bleibt festzuhalten.
Quelle: Hans Lemberg, Geschichten und Geschichte. Das Gedächtnis der Vertriebenen in Deutschland nach 1945, aus: Archiv für Sozialgeschichte 44.2004, S. 509-523
Diskutieren Sie in der Klasse die Zusammenhänge zwischen öffentlichem und privatem Erinnern anhand der von Hans Lemberg gemachten Beispiele.
Brigitte Dehne: Zeitzeugenbefragung im Unterricht, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 54.2003, S. 440-451
Hans Lemberg: Geschichten und Geschichte. Das Gedächtnis der Vertriebenen in Deutschland nach 1945, aus: Archiv für Sozialgeschichte 44.2004, S. 509-523.
Im Internet: >>FES-Netz-Quelle, Geschichte und Politik
Alexander von Plato: Chancen und Gefahren des Einsatzes von Zeitzeugen im Unterricht, Vortrag, Wolgograd, 29. September 2001, ( Text vorhanden als PDF).
Rolf Sauer: Fotografie als historische Quelle, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 53.2002, S. 570-593
Karoline Tschuggnall: Wie sich Geschichten auf ihrem Weg durch die Generationen verändern, Vortrag, gehalten in Hannover, 24.11.2000, (Text vorhanden als PDF).